Erlebnispädagogik auf dem Sonnenberg

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Junge Flüchtlinge und Jugendliche mit Migrationshintergrund lernten an einem Wochenende in Odenthal/Voiswinkel Methoden der Erlebnispädagogik kennen.

Die Erlebnispädagogik stellt die Teilnehmer vor Herausforderungen, die die Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Durch die erlebnispädagogischen Methoden sollen die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen erweitert sowie die Eigenverantwortung und die Verbindlichkeit gefördert werden. Weitere Schwerpunkte des Projektes lagen im Ausbau der Kompromissfähigkeit und der Förderung der Selbstreflexion und der Schulung der Selbstwahrnehmung.

Die Teilnehmer waren zwischen 14 und 20 Jahren alt und kamen aus der Republik Kongo, Nigeria, Marokko, Bangladesh, Afghanistan und Südkorea. Die Herkunftsländer, das Alter und Sprachkenntnisse waren sehr unterschiedlich und das zeigte sich als ein zentraler Punkt während des gesamten Seminars. Eine Teilnehmerin aus der Republik Kongo lebte erst seit zwei Monaten in Deutschland wohingegen ein Teilnehmer aus Afghanistan bereits mit zwei Jahren nach Deutschland kam und fließend Deutsch sprach. Im Vordergrund stand die Integration aller und das stellte die Teilnehmer aber auch die Seminarleiter vor Herausforderungen.

Am Anfang des Seminars wurden die Teilnehmer aufgefordert aus sieben Seilen, die sieben Weltkontinente zu legen und sich in ihrem Geburtsland zu verorten und Informationen zu ihrer Person zu übermitteln. Überraschend für alle war die Einsicht, dass jeder Teilnehmer mindestens zwei oder drei Sprachen fließend sprechen kann.

Am zweiten Tag war das Ziel neben warm-ups und Vertrauensspielen drei herausfordernde Kooperationsspiele anzubieten und diese  gemeinsam auszuwerten. Die Kooperationsübung „Gipfel besteigen“ war die erste schwierigere Übung, in der zum einen gemeinsam überlegt und gehandelt werden musste, um auf einer kleinen Fläche eines Teppich, dem Gipfel, alle Personen zu integrieren. Der Gruppe gelang es beim ersten Versuch, gemeinsam auf der Oberfläche zu stehen.

Das Spiel, welches die größte Herausforderung für die Gruppe darstellte war „String-Ball“. 4 Personen, deren Augen verbunden wurden, halten die Enden eines Seiles, auf dessen Mitte mit Hilfe eines Gardinenrings ein Tennisball befestigt ist. Der Tennisball muss ohne herunterzufallen in das andere Spielfeld getragen werden und dort auf einer senkrecht auf dem Boden stehenden Metallstange abgelegt werden. Dieses komplexe Kooperationsspiel versuchten die Teilnehmer zunächst mit offenen Augen auszuprobieren, was ihnen auf Anhieb gelang. Dann wählten sie vier Personen, denen die Augen verbunden wurden. Zwei Versuche klappten nicht, beim letzten Versuch wurden die Funktionen der Teilnehmer gewechselt. Auffällig war das die Personen mit den geringeren Sprachkenntnissen die Funktion der erklärenden helfenden Sehenden einnahmen. Vorab haben wir bewusst Redemittel eingeübt, um wirklich alle für das Spiel gleichermaßen vorbereiten zu können. Die ersten zwei Versuche hatten nicht geklappt, weil die Aufmerksamkeit und Konzentration nicht groß genug war. Beim dritten Versuch hat es erstaunlicherweise funktioniert und das obwohl die sprachlich Schwächeren den „Ton“ angaben und den „Blinden“ erklärten, wohin sie gehen soll. Die Gruppe war sehr stolz auf das geglückte Spiel. Danach werteten wir das Spiel aus, indem wir Zweiergruppen bildeten und sie aufschreiben ließen, warum das Spiel erfolgreich war.

Am Sonntag stellten wir ein ruhiges die Sinne anregendes Spiel sowie die ausführliche Reflexion des Seminars in den Mittelpunkt. Beim „Barfußgang“ liefen die Teilnehmer barfuß in einem Waldstück, welches von uns präpariert wurde. Wir sammelten Heu, Moos, Steine, Rinde und Steine und legten es auf einem Weg aus. Danach lief die Gruppe über Grass und die von uns ausgelegten Materialien. Die Gruppe war insgesamt aufgeregt und wusste nicht was sie erwartete und hatte Angst vor jedem Schritt. Zudem war das Schmerzempfinden sehr viel größer als es mit sehendem Auge gewesen wäre. Nachdem wir die Runde gelaufen sind, gingen wir sie noch einmal mit geöffneten Augen ab. Und die Gruppe zeigt großes Erstaunen.

Als letzte Feedback-Methode stand das „Rückenfeedback“ auf dem Plan. Die Teilnehmer gaben sich gegenseitig Rückmeldung auf einem Blatt Papier das am Rücken der jeweiligen Person befestigt war, aber diese durfte nur positiver Art sein.

Der Zusammenhalt wurde zudem gestärkt, weil die Teilnehmer  mit den Betreuern die Mahlzeiten zubereiteten. Am Samstagabend gab es zudem ein großes köstliches Grillfest.

Vor allem hatten die Teilnehmer an diesem Wochenende Spaß zusammen, sie lachten viel und lernten neue Leute kennen. Es wurde deutlich, dass jeder einzelne Potenziale hat und es wichtig ist diese zu nutzen.

Die Geschäftsführerin von ASA e.V. Carmen Valdez und die pädagogische Mitarbeiterin Charo Frensch organisierten das Seminar.  Für die inhaltliche Gestaltung  waren Christiane Rausch und Annett Polk verantwortlich, die beide eine Weiterbildung in der Erlebnispädagogik absolvierten und als DaF-Lehrerinnen große Erfahrungen mit jungen ausländischen Deutschlernern haben.

Finanziert wurde das Projekt von der Robert Bosch Stiftung/ Stiftung Mitarbeit.

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